Der Kirchturm is a Hund!
Was kann der Kirchturm dafür, dass das Wasser zur Neige geht? Manchmal ist er es, der dem Gedanken im Weg steht, der sein Ziel an der unweit liegenden Wasserleitung des Nachbardorfs finden wollte...
Wetterkapriolen, die überflutete Felder, Keller oder Straßen zum Ergebnis haben sind bekannt und werden uns in den nächsten Monaten wieder öfter beschäftigen. Der gleiche Grund kann aber durchaus auch in die andere Richtung ausschlagen: Ungewöhnlich lange Trockenphasen in Kombination mit dem ungebremsten Drang nach Versiegelung, der u.a. sukzessive die Quantität der Grundwasserneubildung verhindert, führen zu einem Rückgang der Grundwasserspiegel und im Worst Case zum Ausfall von Brunnen.
Wasser kommt halt doch nicht aus der Leitung, wenn es nicht vorher gewonnen, geprüft und ins Netz eingespeist wird. Aber haben wir nicht genug Wasser bei uns? Diese Frage muss generell mit "Ja" beantwortet werden. Richtigerweise "Ja, aber..."
ABER: Da war ja noch der Kirchturm. Ein fehlendes Talent, das der Menschheit ureigen zu sein scheint, ist das Blicken über den Tellerrand - oder die Gemeindegrenze. Je kleiner die Versorgungseinheiten umso näher rückt dem Denken auch der Kirchturm. „Mia san mia und mia miassn z'samm hoitn“. Ein romantischer Zugang in der Peripherie, der gedanklich durchaus zu Nachbarschaftshilfe und Gemeinschaft führen kann. Schön, bringt aber keinen bei einem Notfall an der Wasserversorgungsanlage etwas. Wenn der Brunnen nicht liefert, dann bleibt die Leitung der Gemeinschaft trocken und das Wasser kommt plötzlich nicht mehr aus der Leitung. Die ganz "Harten" verweigern auch in dem Fall fremde Hilfe, weil "das Wasser von den Angrenzenden sauf' i sicher net!" Meistens endet aber in so einem Fall die "I - und dann is‘ aus"-Romantik.
Spätestens wenn die Betrachtungseinheiten größer werden (Gemeinden, Städte), hängt mehr oder weniger kritisches Gewerbe oder andere sozial wichtige Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Altenheime o.ä. dran. Und was hat das mit dem Kirchturm zu tun? Naja: In recht vielen Fällen liegen benachbarte Infrastrukturen nicht weit auseinander, was die Herstellung einer Verbindung und damit die gegenseitige Verbesserung der Versorgungssicherheit möglich machen würde.
Wenn der Bürgermeister der Nachbargemeinde aber ein anderes = das "falsche" Parteibuch eingesteckt hat, die Grundstücksbesitzer für das mögliche Verbindungstück seit Generationen zerstritten sind oder die Opposition im Gemeinderat einfach „sicherheitshalber“ gegen den Bürgermeister ist, dann sind das die Gründe, warum beide Gefahr laufen, dass der Tag X kommt, an dem das Wasser nicht mehr läuft.
Was? So einen Schwarzmaler brauchen wir wirklich nicht! „Den Brunnen hat der Großvater selbst gebaut und hat seit 60 Jahren nie ein Problem gehabt...“
Natürlich ist die letzte Motivation in der Thematik Schwarzmalerei. Es ist aber leider mit dem Brunnen ähnlich wie mit Vulkanen oder Erdbeben: Je länger nix passiert ist, umso höher ist die Chance auf "morgen". AUSSERDEM: "Mia werden do net so bleed sei' und z‘samm schließen: Mia zoin fürs Wasser 60 Cent, bei da Gemeinde verlangen s' das 3-fache!" Warum das Kirchturmdenken inkl. persönlicher und/oder (kommunal)politischer Befindlichkeiten durchgezogen wird, ist mir völlig schleierhaft.
Davon abgesehen ist die Diskussion über die Kosten an Witzlosigkeit kaum zu überbieten: Wasser ist das kostbarste Gut, auch wenn das nicht immer allen so bewusst ist. Ob ein m3 bestes Trinkwasser 60 Cent oder 2 Euro kostet müsste eigentlich komplett egal sein. Für den Durchschnittsösterreicher liegt der Unterschied PRO JAHR bei ca. € 55,--. Und wer sich über eine Anhebung des Wasserzinses um ein paar Cent nächstes Mal aufregt, der soll sich bitte an diesen Vergleich erinnern: 1 m3 Sprit kostet zurzeit ca. € 3.500,--, 1 m3 Bier beim Wirten ca. € 9.000,--. Prost!
Wir sind hier in der Thematik der Daseinsvorsorge, die generationsübergreifend angedacht und von allen politischen und/oder persönlichen Motivationen entkoppelt angegangen werden muss. Dafür ist das Bewusstsein der handelnden Personen und Entscheidungsträger aber zu schärfen und wer lieber die Erfahrungen aus der Praxis als Entscheidungsgrundlage abfragen möchte, der darf sich gerne an eine der Antiesentalgemeinden im Innviertel wenden, wo insgesamt 9 Gemeinden sich zu einer Versorgungskette zusammengefunden haben. Unbürokratisch, unpolitisch, unkompliziert, erfolgreich.
Ob es 2 oder 20 sind, die zusammenfinden wollen: Es macht immer Sinn, die Versorgungssicherheit auf ein höheres Level zu bringen.
Das HIPI-Team berät Sie gerne über technische Möglichkeiten und Förderungen – das alles unbürokratisch, unpolitisch, unkompliziert und am Ende des Tages sicher auch erfolgreich!